Tischrede von PD Dr. Dušan Šimko, Dozent an der Universität Basel, am Bärenmähli 2005
Erlauben Sie mir, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, dass ich heute an diesem Begegnungsort in der Basler Kaserne uns den hierzulande nicht sehr bekannten tschechischen König Jiri z Podebrad (1437-1471) (zu Deutsch Georg von Podiebrad) in Erinnerung rufe.
Dieser böhmische „Ketzerkönig“ Georg startete nämlich zu seiner Zeit durch einen Fürstenbund eine grosse diplomatische Aktion mit dem Ziel der Friedenssicherung in Europa. Im Rahmen seiner aussenpolitischen Aktivitäten hat der wendige und gelegentlich skrupellose Monarch um 1461 dem französischen König Louis XI Basel als eine Art Bundeshauptstadt Europas vorgeschlagen.
Vielleicht kommt heute dieser Vorschlag des königlichen „Frühpazifisten“ einer anekdotischen Randbemerkung gleich. Doch einerseits mag zwar die Vorstellung, dass gerade Basel als Begegnungsort zu solchen Ehren gekommen wäre, schmeichelhaft klingen. Andererseits soll sich Basel doch glücklich preisen, dass diese Funktion, ein halbes Jahrtausend nach dem böhmischen König Georg, einer anderen europäischen Stadt und nicht der Stadt Basel zugefallen ist. Also blieb der Stadt Basel die europäische Beamtenschar erspart, und sie kann heute als Ort der überraschenden und so oft auch erfreulichen Begegnungen dienen, wie es zum Beispiel am heutigen Bärentag der Fall ist.