Tischrede von Elisabeth Ackermann, der designierten Basler Regierungspräsidentin, am Bärenmähli 2017
Liebe Bären-Freundinnen und Freunde
Seit 1999 tanzt die Bärin nun also wieder durchs Kleinbasel. Wie viele Jahre sie schon vorher mit dem Vogel Gryff, dem Wilden Maa und dem Leu zusammen durch die Strassen gezogen ist, weiss niemand ganz genau. Aber seit 1999 haben wir nun also die Tradition, dass die Bärin fröhlich, laut und lustig mit vielen Kindern zusammen durchs Kleinbasel tanzt. Am Abend machen die Bärin und alle, die mit ihr durch die Strassen ziehen, immer einen Halt, um etwas zu essen, denn das Tanzen macht natürlich einen Bären-Hunger.
Die Pause findet immer hier in der Kaserne statt, was ist sicherlich kein Zufall ist.
Hier gibt es genügend Platz: Die Kinder können herumrennen, wir können gemütlich zusammensitzen, etwas essen und trinken und auch die Bärin wird – so hoffe ich zumindest – angemessen verpflegt. Die Kaserne liegt im Zentrum des Kleinbasel und ist ein beliebter Treffpunkt. Das Kleinbasel ist in den letzten Jahren zum beliebten Ziel der jungen Erwachsenen von ganz Basel geworden. Hier ist immer etwas los: Kleine Kaffees und Restaurants wurden in der letzten Zeit eröffnet, die Strassen sind belebt, das Rheinufer ist im Sommer der Treffpunkt und auch im Winter kann man sich hier in der Sonne aufwärmen.
Mitten in diesem belebten Quartier liegt die Kaserne. Sie ist zu einem wichtigen Freizeit- und Kulturort, einem Treffpunkt für die ganze Stadt und natürlich insbesondere für das Kleinbasel geworden. Genau so, wie die Petition mit dem Titel „Ent-stoh-lo“ dies 1973 gefordert hat. Der Kopfbau der Kaserne wurde aber in der ganzen Zeit nie grundlegend saniert. Er bröckelt und die Gefahr, dass Steine herunterfallen, ist gross. Mit einer Bretterwand muss deshalb dafür gesorgt werden, dass niemand zu nahe an die Fassade tritt.
Im Kopfbau waren jahrzehntelang verschiedene Schulen untergebracht. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, da er leer wird und saniert werden kann und muss. Danach soll er für eine neue Nutzung offen stehen. Für das lebendige Kleinbasel ist das die Gelegenheit, das Kasernenareal weiterzuentwickeln. In jahrelanger Arbeit wurde ein Projekt zur Sanierung und Öffnung des Kasernenareals erarbeitet, das die Zustimmung der verschiedenen Akteure gefunden hat. Alle bisherigen Angebote bleiben bestehen und es entsteht ein offenes Haus mit neuen Nutzungen. Es stimmt, es ist ein Kompromissprojekt: Niemand konnte alle seine Forderungen eins zu eins durchsetzen, sondern alle sind einen Schritt aufeinander zugegangen. Genau so funktioniert unsere Demokratie. Und so hat dieses Projekt die Mehrheit im Grossen Rat gefunden und wird auch von der Regierung unterstützt.
Leider wurde gegen das Sanierungs-Projekt das Referendum ergriffen. Die Gegner sind sich aber nur darin einig, dass sie gegen dieses Projekt sind. Sie haben überhaupt keine gemeinsame Idee, was mit der Kaserne in Zukunft geschehen soll.
Die einen wollen hier einen Hotelkomplex, andere wollen das Areal für Wohnungen privatisieren; die einen wollen einen grösseren Durchbruch zum Rhein, die andern einen kleineren; die einen wollen den Kopfbau sprengen, die anderen gar nichts verändern; den einen passt die Moschee nicht, die bleiben soll, den andern das Restaurant, das neu kommen soll. Und so weiter und so fort. Den Vogel abgeschossen hat am Sonntag auf Telebasel eine Politikerin aus dem Baselbiet: Sie forderte ernsthaft, dass auf dem Kasernenareal neu Gewerbeflächen geschaffen werden sollten. Vielleicht könnte die Bärengesellschaft auch noch den Bau eines Bärengrabens fordern.
Wo man den Gegnern zuhört: Sie präsentieren ein unverständliches Durcheinander. Sie behaupten zwar, dass sie bald ein neues Projekt zur Sanierung bringen würden, aber damit binden sie den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern einen Bären auf – allerdings nicht so eine sympathische Bärin wie die unsere. Die Uneinigkeit der Gegner bedeutet eines ganz sicher: Wenn das heutige Projekt abgelehnt wird, wird erst einmal lange, lange Zeit überhaupt nichts geschehen. Der Kopfbau muss saniert werden – das macht den grössten Teil der Kosten aus – und auch hier gibt es von den Gegnern des vorliegenden Projekts keine Vorschläge, wie dies nach einer Ablehnung geschehen soll.
Der Bär hat die schöne alte Tradition des Vogel Gryff aufgenommen, neu interpretiert und Neues neben das Alte gestellt. Das Kasernenprojekt macht dasselbe: Es nimmt auf, was in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist und lässt es weiterbestehen, es fügt Neues hinzu und wird damit ein lebendiges Ganzes schaffen – zum Wohl des Kleinbasels, zum Wohl der ganzen Stadt.
Deshalb braucht es am 12. Februar ein bärenstarkes Ja zur Kaserne!