Tischrede von Regierungsrat Ralph Lewin am Bärenmähli 2001
Wenn im Kleinbasel der Bär los ist, dann steht dieses früher bedrohliche Ereignis heute für Offenheit und Gemeinsamkeit unter den Bewohnerinnen und Bewohnern einer gemeinsamen Stadt. Das zentrale Thema ist die Integration. Diese hat auch mit dem Integrationsleitbild und seiner Umsetzung für die Regierung ein grosses Gewicht. Es ist mir eine besondere Freude, dass das Leitbild nun auch von einer Grossratskommission gewürdigt und mit Verbesserungsvorschlägen angereichert wird. Wie möchte unser Kanton den kulturellen Austausch konkret anregen?
Kultureller Austausch braucht ein Umfeld, in dem Begegnung möglich ist. Der gesamte Zoo, das ganze Biotop soll für Bären und alle anderen Tiere angenehm sein. Die angestrebte Durchmischung kommt nur da zustande, wo die Umgebung für alle gleichermassen attraktiv ist. Das Projekt Stadtentwicklung zielt ebenso in diese Richtung wie die Integrale Aufwertung vom Glaibasel.
Aber nicht nur die Umgebung muss stimmen. Die einzelnen Tiere sollen fähig sein, an allen Bereichen des zoologischen Lebens teilzuhaben. Im Bärengehege sollten deshalb auch die Katzen mit den Bären in der Brummsprache verkehren können. Sprachkompetenz ist die zentrale Voraussetzung der Integration. Von grossem Vorteil für die Katzen ist aber, wenn sie dabei das Miauen nicht verlernen. Austauschen kann eben nur, wer etwas Eigenes anzubieten hat. Mit der Kulturbrücke sorgt die Schule dafür, dass die Zwei- oder Mehrsprachigkeit ihre Vorteile für eine kulturübergreifende Begegnung auch tatsächlich entwickeln kann. Die Quartierzentren sind mit dem Wasserloch vergleichbar, an dem sich Tiere verschiedenster Art begegnen. Die Erwachsenenbildung soll ermöglichen, dass Lernen in jeder Lebensphase möglich ist. Nicht alle Massnahmen können gleichzeitig realisiert werden. Aber in den nächsten Jahren sollen diese Projekte alle anlaufen und umgesetzt werden.
Begegnung kann nicht auf Vorurteilen aufbauen. Sie braucht ein Grundwissen und Grundvertrauen in sich selber und in die anderen. Eine breit angelegte Informationskampagne soll diese Basis schaffen. Sie haben sie in den vergangenen Monaten in der Migrationszeitung und in ganzseitigen Inseraten mitverfolgen können. Wenn das Zusammenleben einmal schwierig wird, weil gleichzeitig Bären, Hunde, Katzen und Mäuse das Biotop bevölkern, soll das Mediationsprojekt «streit.los» dafür sorgen, dass aus Konflikten Verständnis und Akzeptanz erwächst. Mit dieser keineswegs anschliessenden Aufzählung von wichtigen Projekten hoffe ich, dazu beizutragen, dass das Bärenwesen nicht in den Winterschlaf verfällt. Ich darf Ihnen versichern, dass wir viel Wert auf ein Zusammenwirken staatlicher und privater Initiative legen. Im Zoo ist es wie in vielen anderen Tätigkeitsfeldern auch: Bedürfnisse werden meistens zu-erst im Einzelgehege wahrgenommen. Nach vielen solchen Wahrnehmungen kann ein Thema dann zur zentralen Aufgabe werden. Damit diese sich auch entwickeln und den jeweiligen Situationen anpassen kann, brauchen wir wache und initiative Gruppen, die für die entsprechenden Rückmeldungen sorgen und ihrerseits den Staat am Winterschlaf hindern.
Ich danke den Bärinnen und Bären im Namen des Regierungsrates, dass sie diese Aufgabe freiwillig und zum gemeinsamen Nutzen aller Bewohnerinnen und Bewohner des Kleinbasels und der ganzen Stadt wahrnehmen. Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie mich in Ihre Mitte eingeladen haben, und freue mich auf den weiteren Verlauf der Bärenfütterung und das vielfältige Brummen, in dem sicherlich wichtige Hinweise auf die Befindlichkeit der Bären zu finden sind.
Und ich schliesse mit dem Wunsch, dass der Kleinbasler Bär als Tanzbär gemeinsames Vergnügen fördert, als Teddybär ein Symbol für Geborgenheit und Heimat wird, und dabei aber nie vergisst, dass er eigentlich ein starkes, wildes und durchsetzungsfähiges Lebewesen ist.