Tischrede von Theres Wernli, Stadtteilsekretärin im Stadtteilsekretariat Kleinbasel, am Bärenmähli 2009
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bärinnen und Bären, liebe Mädchen und Buben
Wissen Sie, es ist nicht einfach, heute hier zu stehen und die Frage, wie ich das Quartier vertreten werde, zu beantworten. Das scheint mir eher eine politische Aufgabe zu sein, und ich bin ja eher eine, die aus der Praxis kommt, eine, die sich von Berufs wegen überall, wo es «brennt», einmischt. Dieses «Prinzip der Einmischung» will ich auch weiterverfolgen.
Bei uns machen viele Kinder und Jugendliche ihre erste Erfahrung mit Mitbestimmung, wenn sie die «nachbarschaftliche Ruhe» stören. Dann werden Fachleute wie ich eingeschaltet, die sich um diese „Brennpunkte“ kümmern, die hinschauen und sich einmischen. Meistens wissen Kinder und Jugendliche sehr genau, was sie nicht wollen, da geht es Ihnen gleich wie den Erwachsenen – alle motzen gerne. Fragt man aber nach, entwickeln sie bald Spielplätze oder Sportanlagen nach eigenen Vorstellungen und setzen sich für deren Realisierung ein.
Die Beteiligten übernehmen für das Gelingen und Erreichen der Projekte selber die Verantwortung, sie lernen etwas über Gestaltung, Sicherheit und Unterhalt, sie definieren Regeln und verbreiten diese in ihrem Freundeskreis.
Plötzlich werden Begriffe wie «Stadtentwicklung» oder «Verbesserung des Wohnumfelds» interessant und lebendig, weil sie unmittelbar den eigenen Lebensraum betreffen.
Stadtentwicklung hat etwas mit uns zu tun! Mit unseren Interessen und Bedürfnissen. Wir wollen nicht, dass Kleinbasel so bleibt, wie es ist. Es gibt immer etwas, das noch besser werden könnte. Daher sollen Planungsvorhaben uns erreichen, bevor wir lärmend die Ruhe der Verwaltung stören.
Einmischen und mitmischen statt abwarten und zuschauen – das wünsche ich mir von Einheimischen wie Zugewanderten für meine Arbeit im Stadtteilsekretariat Kleinbasel.
Abfall, Lärm, Baustellen, Verkehr, Konflikte mit den Nachbarn – das Leben in dieser Stadt ist oftmals Anlass für Ärger und Verstimmung. Diesem Trend mit positiven Ideen entgegenzuwirken, ist mir ein Anliegen und soll unser gemeinsames Anliegen werden.
Wir müssen also daran arbeiten, uns einzumischen, zu zeigen, was uns berührt und bewegt, was uns wichtig ist und welche Lösungen wir anstreben. Wir eignen uns damit nämlich ganz beachtliche Qualifikationen an. Wenn wir uns einmischen, lernen wir, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen; üben wir die Fähigkeit, Konflikte auszuhalten; entwickeln wir Ideen für Veränderung. Wir trainieren, andere zu respektieren, zuzuhören, uns auszudrücken und gemeinsam mit anderen tätig zu sein.
Solche Fähigkeiten müssen in Schule und Quartier gefördert werden, denn sie sind notwendig, um als Stadtbewohnerin und Stadtbewohner in Zukunft zu bestehen.
„Misch dich nicht ein!“ – Das ist Vergangenheit im Kleinbasel. Zunehmend räumt die Kantonale Verwaltung mehr Mitbestimmungsrechte ein und fördert dadurch, dass Quartierbewohnerinnen und -bewohner, die von Vorhaben besonders betroffen sind, ihre Meinungen deponieren und auf Entscheide einwirken können.
Mir ist es ein Anliegen, meine Ressourcen für diese Prozesse zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam Wege zu finden, wie Quartieranliegen in der Verwaltung nach §55 der Kantonsverfassung Eingang finden. Solche Mitwirkungsverfahren sollen zu neuen Formen der Kooperation und Vernetzung führen, und ich freue mich schon jetzt auf die vielen Partnerinnen und Partner, denen ich während diesen Prozessen begegnen werde.
Aber nicht nur die Möglichkeit, dort mitzumischen, macht es aus, was mich anregt und motiviert, als Stadtteilsekretärin zu wirken, es sind auch meine 43 Chefinnen und Chefs. Mich beeindruckt gleichermassen der ehrenamtliche Einsatz meiner 43 Arbeitgeber, die sich in der Trägerschaft des Stadtteilsekretariats für ein lebenswertes Wohnen und Arbeiten in unserem Kleinbasel einsetzen.
Es ist höchste Zeit, dass dieses Engagement weit mehr als bis anhin vom Gemeinwesen geschätzt wird, unter anderem auch dadurch, dass Mitwirkungsprozesse bei der Stadtplanung möglichst frühzeitig mit den «Quartierprofis» gestartet werden. Nur so lassen sich, auf einer Basis von Transparenz und gegenseitigem Vertrauen, gemeinsam dienliche Lösungen finden.
Auf gute Zusammenarbeit! Vielen Dank.