Tischrede von Sibel Arslan, Grossrätin Basel-Stadt, am Bärenmähli 2005
Am zweiten Tag meiner Ankunft in der Schweiz als 11jährige schaltete ich den Fernseher ein und stellte mit Entsetzen fest, dass ich gar nichts verstehe. Dass ich nur meine beiden Brüder hatte, mit denen ich spielen konnte, versetzte mir einen richtigen Schock.
Ich war so böse auf meinen Vater, dass er uns aus unserem Freundeskreis gerissen und in die Schweiz gebracht hatte.
Schon ein paar Tage später lernte ich im Bläsipark andere Kinder kennen, die auch aus der Türkei kamen und die gleiche Sprache wie ich redeten. Genau diese Bekanntschaften erweckten in mir das Gefühl, dass ich auch hierher gehören und dass ich mich auch hier zu Hause fühlen konnte. Die ganze Problematik hing also mit der Sprache zusammen. Wir alle sind unterschiedlich, und genau diese Unterscheidung macht uns speziell. Wir haben in Kleinbasel einen Reichtum von Multikulturalität. Statt diesen kaputt zu machen, sollten wir probieren, davon zu profitieren. Auch sollten wir versuchen, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, lernen, zu sagen, dass wir alle Basler sind, dass wir Kleinbasler sind …
Solche Veranstaltungen tragen dazu bei, dass man sich gegenseitig näher kennenlernt. Wir sollten nicht nur die Augen öffnen, sondern auch das Herz und die Tür … Der berühmte Schriftsteller Nazim Hikmet schrieb: „Das schönste Meer ist das noch nicht befahrene, das schönste Kind ist das noch nicht herangewachsene, unsere schönsten Tage sind die noch nicht erlebten, und das schönste Wort, dass ich dir sagen möchte, ist das noch nicht gesagte!“
Das schönste Wort, das wir im Kleinbasel sagen möchten, ist das noch nicht gesagte!